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JAHRE FUSSBALL IN SOSA ( 2003 )
Am
10. Mai 1913 wurde in Sosa der erste Fußballverein unter dem
Namen "Sachenclub" gegründet. Die Gründungsversammlung fand
im damaligen kleinen Zimmer des Schützenhauses statt. Gespielt
wurde auf dem Schulplatz, später für einige Wochen auf der Wiese
vor der alten Hänelmühle, von dort ging es dann zum Höllengrund,
wo sich die kleine Wiese vor dem Gasthaus für das Fußballspielen
gut eignete. Dieser Platz war aber vom Ortskern zu weit entfernt
und wurde 1914 wieder aufgegeben und die Genehmigung auf dem
SchuIhof zu spielen wieder eingeholt. Dieser Platz hatte aber
einen Fehler, denn mitten im Spielfeld stand ein Eisenmast für
die Stromversorgung, der erst 1920 beseitigt wurde.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges 1914 wurde ein Spieler nach dem
anderen zur Wehrmacht eingezogen, der Fußball kam zum Erliegen
und 1916 wurde der "Sachsenclub" aufgelöst.
Nach dem Krieg 1919 bildeten fußballbegeisterte Jugendliche
eine neue Mannschaft unter dem Namen "FC Sportriege Sosa", die
bis 1923 auf den Schulplatz spielte. Mit dem Bau des Lehrerhauses
auf diesem Gelände im gleichen Jahr musste dieser Platz dann
doch aufgegeben werden.
1925 wurde auf der damaligen Schäferwiese von der Arbeitersportbewegung
ein neuer Sportplatzbau in Angriff genommen. Viele freiwillige
Arbeitsstunden wurden bereits geleistet, doch zum Spielen kam
es nicht, denn der damalige Bürgermeister hatte alle Abmachungen
rückgängig gemacht. Im gleichen Jahr bildeten einige Spieler
die Fußballabteilung "Eiche". Diese hatte aber ohne Sportplatz
nur eine kurze Lebensdauer. Verärgert gingen die Spieler geschlossen
nach Eibenstock und spielten dort in der Arbeitersportbewegung.
1927 begannen Arbeitersportler mit dem Sportplatzbau am Dürre
Berg und gründeten die Fußballabteilung "Ring Sosa". Diese Mannschaft
konnte aber nur auswärts spielen, da der Platz noch nicht spielfähig
war. Erst Ende 1929 hatte der Sportplatz eine Spielfläche von
60 x 60 m. Das erste Spiel fand am 1. September 1929 statt.
Die Paarung lautete Ring Sosa - Wacker Plauen.
Im gleichen Jahr spielten die Oberdorfer schon draußen am Roten
Mann. Nach einem Freundschaftsspiel gegen die Unterdorfer und
einer gemeinsamen Aussprache, gründeten bürgerliche Kreise den
Fußballclub "Sportfreunde Sosa." Zum Vorsitzenden wurde Alfred
Lange (Kromost, Fred) gewählt. Auch sie bauten sich mit viel
Mühe einen Sportplatz auf einer Wiese von Richard Unger (Tischer
Hard) im Oberdorf.
Damit hatte Sosa im Jahre 1930 zwei Sportbewegungen, den Arbeitersport
und den bürgerlichen Fußballsport. Ein Freundschaftsspiel zwischen
beiden Vereinen kam aber in der Folge nie zustande. Nach der
Machtübernahme durch die Nazis im Jahre 1933 wurde die Arbeiter-
Turn- und Sportbewegung aufgelöst. Die bürgerlichen durften
weiterspielen.
Dann kam der 2. Weltkrieg. Wieder musste der Sportdress gegen
die Wehrnachtsuniform eingetauscht werden. Viele junge Menschen
kehrten nicht mehr heim. Auf dem Sportplatz in Sosa errichteten
die Nazis ein Barackenlager zur Unterbringung vor allem von
ukrainischen Frauen und Mädchen, die als billige Arbeitskräfte
in Rüstungsbetrieben eingesetzt, wurden. Der Fußball kam zum
Erliegen.
Nach Kriegsende, um Herbst 1945, begannen Versuche zur Bildung
einer neuen jungen Fußballmannschaft. Der aus der Gefangenschaft
zurückgekehrte Kurt Weigel (Ernreich Kurt) war der erste Mannschaftsleiter
und holte sich die bewährten Richard Reißmann (Post Hard) und
Arthur Loos an seine Seite. Obwohl die Baracken noch auf dem
Sportplatz standen, die später abgerissen wurden, kam es zum
Spielbetrieb. Ab der Saison 1946/47 bestreiten die Sosaer unter
den Namen 'SQ Sosa' ihre Fußballspiele. Der Sportplatz hatte
inzwischen eine Fläche von 75 x 65 m.
Mit Gründung der "Demokratischen Sportbewegung" im Jahr 1948
wird die SG Sosa in 'BSG Torpedo Sosa' umbenannt und mit Zuordnung
zur Kreissportabteilung der SDAG Wismut Erlabrunn im Jahr 1951
in 'BSG Fortuna Sosa'.
Herbert Bauer, ein bewährter Arbeitersportler, stand an der
Spitze der BSG Torpedo, Achim Dieke von 1949 - 1951. Mit Gründung
der BSG Fortuna wurde Herbert Lang zum BSG-Leiter gewählt. In
diesem Jahr begann der Sportplatz - Erweiterungsbau. 800 Kubikmeter
Felsen waren noch zu beseitigen. Welch große Anstrengungen und
Leistungen notwendig waren, ist unter den damaligen Bedingungen
heute kaum nachzuvollziehen. Anfangs wurden die Bohrlöcher zum
Sprengen von Hand ( mit Meisel und Fäustel ) vorgetrieben. Erst
später konnte durch die Talsperren-Bauleitung ein Kompressor
mit 2 Bohrhämmern zur Verfügung gestellt werden. Mittels Gleis
und Feldloren wurden die gebrochenen Steine zur Verlängerung
der Trockenmauer an der Hangseite gebracht. Tag für Tag, vom
zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst waren 30 - 40 Sportfreunde,
an Wochenenden auch mehr, in freiwilligen Einsätzen vor Ort.
Alle Namen, vom Wismuthauer bis zum Maurer zu nennen, würde
den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Nach 2 Jahren und etwa
18 000 Std. geleistete Arbeit, konnte der Sportplatz in der
jetzigen Größe von 100 x 65 m eingeweiht werden.
Herbert Lang hatte als Hauptorganisator Großes geleistet.
--- Teil II ---
Nachdem der Sportplatzbau im Jahre 1953 beendet war, konnte
das massive Barackengebäude des Talsperrenbaues gegen die alte
Holzbaracke mit Umkleideräumen getauscht werden, die dann von
den Talsperrenbauern übernommen wurde. Diese massive Baracke
wurde dann in den Folgejahren von den Fußballern zu dem heutigen
Sportlerheim ausgebaut.
Nachdem der Wismut-Bergbau im Raum Johanngeorgenstadt allmählich
zurück ging, wurde auch die Unterstützung der angrenzenden Sportvereine
aufgegeben. Sosa schied 1959 aus der Sportvereinigung Wismut
aus und wird Industriesportgemeinschaft 'ISG SOSA'.
Herbert Lang, von 1951 - 1961 BSG-Leiter, übernahm anschließend
die Sektionsleitung Fußball.
Die Sektion Fußball der 'ISG Sosa' spielte jahrelang in der
1. Kreisklasse des Kreises Aue. In den Jahren 1949 - 1965 nahm
die 1. Mannschaft ständig den 2. - 3. Tabellenplatz ein. Nie
reichte es zum Kreismeister!
Es gab aber eine sehr gute Nachwuchsarbeit im Sosaer Fußball.
Reinhard Winkler hat sich dabei große Verdienste erworben. Er
verstand es ständig viele Jugendliche für den Fußballsport zu
begeistern, so dass ständig in allen Altersklassen Nachwuchsmannschaften
am Punktspielbetrieb teilnahmen und einige Kreismeistertitel
holten. Die Wende im Sosaer Fußball war das Spieljahr 1965/66.
Es wurde ein erfolgreiches Jahr. Mit dem Trainer Kurt Tischler
holten die Sosaer den 1. Kreismeistertitel.
In der damaligen Sportpresse war folgendes zu lesen:
"Sosa hat es geschafft."
An diesem Sonntag ( 1. Mai 1966 ) fiel nun auch die Entscheidung
in der Kreismeisterschaft der Fußballer. Nachdem der Protest
der ISG Sosa gegen das kürzlich in Bockau verlorene Spiel durchgegangen
war, machte sich eine Wiederholung notwendig. Nur zwischen Sosa
und Bockau konnte die Entscheidung fallen. Die Sosaer hatten
dabei die glücklichere Hand. Mit 1:0 verließen sie als Sieger
und damit neuer Kreismeister das Spielfeld.
Hans Galhofer war der glückliche Torschütze.
In den folgenden Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse setzte sich
Sosa gegen Motor Scharfenstein, Dynamo Johanngeorgenstadt und
Einheit Schlettau durch und hatte den Aufstieg in die Bezirksklasse
geschafft. Lothar Werner, damals Kreissportlehrer, übernahm
das Training. 9 Spieljahre spielten die Sosaer in der Bezirksklasse,
stiegen nie ab, wurden 1974/75 Staffelsieger womit der Aufstieg
in die Bezirksliga gelang. Es ist bemerkenswert, dass diese
großartigen Erfolge ausschließlich mit Spielern gelangen, die
aus der im gesamten Kreis bewunderten Sosaer Fußballschule hervorgingen,
trotzdem solche Talente wie Thomas Teubner, Heinz Häcker, Gunter
Dieke, Michael Preiß inzwischen nach Aue delegiert wurden.
Der Trainer Franz Weiß sowie der Mannschaftsleiter Hilmar Unger
formierten eine gute Mannschaft, die auch in der Bezirksliga
bestehen konnte. Am 23.11.1975 erreichte uns aber eine schmerzliche
Nachricht. Unmittelbar am Sportplatz in Markersdorf verstarb
der langjährige verdienstvolle Sektionsleiter Herbert Lang im
Alter von 63 Jahren an Herzschlag. Bei den Fußballern wird er
unvergessen bleiben.
Nachdem Günter Unger (Schotte) 2 Jahre die Aufgaben des Sektionsleiters
ausführte, wurde Ende 1977 der Sportfreund Ruthard Weiß zum
neuen Sektionsleiter gewählt.
Den absoluten Höhepunkt brachte das Spieljahr 1978/79. Mit einer
beeindruckenden Serie von 13 Siegen und 2 Unentschieden zwischen
der 12. und 26. Runde in der Bezirksliga, überflügelten die
Sosaer alle Konkurrenten. Bereits 3 Spiele vor Saisonende war
die Sensation perfekt und der SG Sosa der Bezirksmeistertitel
sicher. Damit war der Aufstieg in die zweithöchste Klasse, der
DDR-Liga, geschafft.
Folgende Spieler gehörten dem Fußballkollektiv an:
Klaus Baumgarten, Christoph Lange,
Thomas Bauer, Jürgen-Pechmann,
Bernd Pechmann, Michael Lange,
Klaus Döhler, Gerold Teubner,
Raimund Schmidt, Werner Heymann,
Frieder Otto, Thomas Schlesinger,
Reinhard Unger (Paule) und die beiden Torleute
Harry Grünert und Klaus Passauer.
Um das Spielfeld DDR-Liga-tauglich herzurichten, waren in der
Vorbereitungszeit umfangreiche Arbeiten erforderlich. Vor allem
musste der restliche Felsen an der Zuschauerseite beseitigt
wer den. Auch hier wurden hervorragende Leistungen der Sportler
gebracht, denn es standen nur wenige Wochen zur Verfügung.
Erforderlich war auch die Zuordnung eines Trägerbetriebes, um
die enormen finanziellen Belastungen für die kleine Sportgemeinschaft
abzusichern. Mit Hilfe der damaligen Kreisleitung wurde uns
der Konsumkreisverband Aue zugeordnet. Mit dem Vorsitzenden
Lothar Georgi stand uns ein Freund an der Seite, der alles Erforderliche
absicherte. Gleichzeitig wurde damit unser Sportgemeinschaft
in 'BSG EMPOR SOSA' umbenannt.
Zum Saisonstart der DDR-Liga startete unsere Mannschaft noch
unter SG Sosa. 3200 Zuschauer kamen zum Auftakt gegen Energie
Cottbus und verfolgten ein spannendes Spiel, des 0:0 ausging.
In der "Freien Presse" war zu lesen: Mit einer starken kämpferischen
Leistung erzwang der Neuling gegen Energie Cottbus ein verdientes
Unentschieden. Besonderen Anteil an dieser kaum erwarteten Punkteteilung
hatte der Sosaer Torhüter Harry Grünert.
Das Spiel wurde in folgender Aufstellung bestritten:
Grünert Harry, Baumgarten Klaus, (ab 86.min Döhler Klaus)
Dieke Gunter, Lange Christoph,
Otto Frieder, Unger Reinhard, Lange Michael,
Schmidt Reimund, Teubner Gerold,
Bauer Thomas, Heymann Werner.
Der Torschützenkönig der letzten Bezirksligajahre,
Jürgen Pechmann, befand sich an diesem Wochenende noch in Urlaub.
Unsere Mannschaft konnte aber den Klassenerhalt nicht sichern.
Niemand hat den Wiederabstieg in die Bezirksliga den Spielern
übelgenommen. Die Mannschaft hat ebenfalls nicht resigniert
und bestimmte in den Folgejahren das Spielniveau in der Bezirksliga.
1984 gelang der 1. Mannschaft ein weiterer Triumph. Im Endspiel
um den Pokal des Bezirkes Karl-Marx-Stadt gewann Sosa in Stollberg
mit 2 : 1 und holte den begehrten Bezirkspokal nach Sosa.
Ab 1987 gehörte Empor Sosa zur Bezirksklasse Staffel 1 und belegte
in den Folgejahren beachtliche vordere Plätze. Nach der politischen
Wende im Jahr 1989 wurde auch der Sport neu organisiert. Aus
der BSG Empor Sosa wurde der Sportverein 1899 Sosa. Im Jahre
1994 löste sich aber die Abteilung Fußball aus dem SV 1899 heraus
und gründete einen eigenen Verein, den Fußballsportverein Sosa.
Nach den Wendejahren konnte allerdings das spielerische Niveau
nicht gehalten werden. Durch die schwachen Geburtenjahrgänge
fehlte es auch im Nachwuchsbereich an Spielern aus den eigenen
Reihen und so kam es 1995 zum Abstieg in die Kreisliga. Trotzdem
schaffte es die junge Mannschaft unter Trainer Gunter Dieke
im Jahr 2000 in die Bezirksklasse aufzusteigen. Nach nur einem
Jahr der Zugehörigkeit ging es wieder zurück in die Kreisliga.
Wünschen wir dem Fußballsport im Jahr des 90-jährigen Jubiläums
weiterhin viel Erfolg in allen Altersklassen. Sicher brachte
der Sosaer Fußballsport in seiner Geschichte viele sportliche
Persönlichkeiten hervor. Sie alle zu nennen ist nicht die Aufgabe
dieses Beitrages, dazu wird die ausführliche Chronik näheres
aussagen.
In den Festtagen vom 9.-11. Mai 2003 waren u.a. viele Bilddokumente
in einer Ausstellung zu sehen.
Aus der Geschichte des Sosaer Fußballs ist zu erkennen, dass
die Fußballer speziell auch im Bereich des Sportplatzbaus, der
Erweiterung und Verschönerung die entsprechenden Vorleistungen
erbracht haben. Wünschen wir den Kommunalpolitikern unseres
Ortes eine ebenso positive Entscheidung zur angestrebten Verbesserung
der Bedingungen auf unserem Sportplatz.
Anmerkung:
Neben vielseitigen eigenen Recherchen in Archiven, wurden für
diesen Bericht Aufzeichnungen von den Sportfreunden
Herbert Lang,
Lothar Unger (Solb),
Alfred Lange (Kromost)
und Reinhard Winkler eingesehen.
Achim
Dieke
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